Wir haben mit Chris Möller, dem Gründer von Campanda, über die Gründung, Entwicklung und auftretende Schwierigkeiten in dieser Zeit gesprochen. Mit seiner Erfahrung durch die Gründung von Erento konnte er bei Campanda einigen Dingen vorbeugen. Lest jetzt mehr im Interview über das Sharing-Startup und Chris‘ Ansicht zur Sharing Economy.
Was genau macht Campanda? Kannst du uns das Konzept etwas genauer erklären?
Wir aggregieren buchbare Wohnmobile weltweit. Inzwischen haben wir es geschafft Wohnmobile in mehr als 42 verschiedenen Ländern auf unserer Plattform anzubieten. Wir unterteilen die Wohnmobilanbieter dabei in drei Sparten: die privaten Vermieter, die gewerblichen Vermieter und die Mittelständler. Darunter fallen dann sowohl internationale Player, als auch viele SMEs oder Händler, die Campanda als weiteres Standbein benutzen.
Aufgrund der Internationalität haben wir die Webseite in insgesamt sechs Sprachen verfügbar und bieten auch an in unterschiedlicher Währung zu zahlen. So kann der Kunde auf unserer Plattform das gewünschte Fahrzeug suchen und dort auch direkt mieten. Bei Annahme bekommt der Kunde Zugriff auf die Kontaktdetails des Vermieters.
Wie kamst du auf die Idee solch eine Plattform zu gründen? Und welche Schwierigkeiten sind dir bei der Gründung begegnet?
2003 habe ich das Unternehmen Erento gegründet, welches sich zum weltweit größten Marktplatz für Mietartikel entwickelt hat. Auf der Seite konnte man alles Mögliche mieten und wir konnten Mietartikel von mehreren Tausend Vermietern anbieten. Dieses Unternehmen habe ich dann 2011 verkauft. Da es nicht immer ganz einfach war mit so vielen verschiedenen Kategorien, habe ich mir eine Kategorie ausgewählt für ein neues Unternehmen. Ich wollte mit dem neuen Startup mich auf eine Produktkategorie konzentrieren und somit vermeiden, dass zu viele verschiedene Preismodelle und Bedürfnisse aufeinandertreffen. Somit habe ich aus der Kategorie der Wohnmobil Vermietung ein eigenständiges Geschäftsmodell gemacht.
Mit Erento als vorige Erfahrung, ist dir die Gründung eines neuen Unternehmens, Campanda, damit einfacher gefallen?
Mit der Erfahrung von Erento, wurde die Unternehmensgründung von Campanda schon etwas einfacher für mich. Ich konnte mein Wissen aus der Gründung von 2003 mit in diese einbeziehen. Somit wusste ich von Anfang an, dass ich beide Seiten, also Vermieter und Mieter, gleichzeitig ausbalancieren musste. Also: sowohl die Mieter-Kunden, als auch die Vermieter-Kunden glücklich machen. Als Standort habe ich dafür Berlin gewählt – hier bin ich jetzt seit 15 Jahren und mit meinem Erfolg von Erento stehe ich diesem Standort sehr positiv gegenüber.
Campanda ist international vertreten mit Wohnmobilen weltweit. Wie sieht eure Teamstruktur aus? Habt ihr für jedes Land und jede Sprache entsprechende Mitarbeiter oder reicht Englisch als Sprache aus um mit allen zu kommunizieren?
Also unser Team besteht aus mehreren Nationalitäten und spricht insgesamt zehn Sprachen. Wir haben auch Teams vor Ort, also in Frankreich oder den USA. Insgesamt sind wir 45 Leute. Seit drei Jahren haben wir allerdings Englisch als Company Sprache gewählt. Dies macht es intern um einiges leichter mit der Dokumentation, den Transaktionen, etc. Wir fanden Englisch als grundlegende Sprache zum Arbeiten besser, da zum einen der Reiz da war der weltweiten Nutzung von Campanda und somit zum anderen die internen Arbeitswege einfacher werden, wenn alle die gleiche Sprache sprechen. Unsere Kunden können wir mit der Mehrsprachigkeit trotzdem in anderen Sprachen beraten.
Als eine Sharing-Plattform für die weltweite Vermietung von privaten Wohnwagen, was sind die Auswahlkriterien für die Aufnahme eines Wohnwagens auf die Plattform? Wie könnt ihr sicherstellen, dass Wohnwagen in anderen Ländern und auch teilweise anderen Kontinenten diese Kriterien erfüllen?
Als Kriterien zählen bei uns Dinge wie die Technik, die Bewertung der Technik, das Alter, die Unterlagen der Besitzer und die Zulassung des Wohnmobils. Diese Kriterien kann man grundsätzlich aufs ein oder andere Land anwenden. Wichtig ist uns aber, dass eine Versicherung besteht für die Buchung eines Fahrzeuges bei uns, denn die Sicherheit des Kunden steht im Vordergrund. Wir möchten eine hohe Qualität der Inhalte unserer Plattform bieten.
Welche Kosten entstehen bei der Nutzung der Sharing-Plattform für eure Community Mitglieder (Mieter & Vermieter)?
Für den Mieter sind es die Mietkosten, die die Versicherung und die Kommission an uns beinhalten. Der Vermieter zahlt dann diese Kommission, welche 15-20% beträgt je nach Land und Wohnmobil, an uns. Das Einstellen eines Fahrzeuges kostet nichts bei uns. Also zahlt der Vermieter nur, wenn er auch tatsächlich vermietet. Dabei ist immer wichtig zu beachten, dass der Vermieter keine Versicherung für die Vermietung des Fahrzeuges mitbringt. Dies wissen viele Besitzer allerdings nicht, so dass wir hier immer gute Aufklärung vor der Vermietung betreiben müssen.
Ihr habt erst kürzlich eine Investition von 10 Millionen Euro erhalten. Wie kam es zu dieser Unterstützung? Was würdest du also anderen Gründern und jungen Unternehmensführern in dieser Hinsicht als Tipp mit auf den Weg geben?
Mehrere Investoren haben sich an dieser Investition beteiligt. Sie scheinen unser Modell und unsere Aufstellung zu mögen. Was ich also anderen Gründern als Tipp mitgeben kann ist, dass das Wichtigste ein tolles Produkt ist. Außerdem denke ich, dass es wichtig ist in einem Bereich Experte zu sein. Um Investoren zu akquirieren ist eine gute Recherche wichtig. Viele Investoren haben einen Fokus auf eine Nische, wie B2B oder Digitales. Deswegen sollte jeder Gründer vorher schauen, ob der gesuchte Investor auch auf das eigene Unternehmen passt. Erst wenn ich mir dabei sicher bin würde ich die Investoren ansprechen. So kann man sich viel Zeit sparen mit Gesprächen bei Investoren, die eigentlich einen ganz anderen Fokus haben.
Was unterscheidet euch von Konkurrenten wie PaulCamper?
Wir hatten von Beginn an einen Ansatz zur Internationalität (International from day one!). Außerdem haben wir mit kommerziellen Anbietern angefangen.
Zu guter Letzt: Was sind deine persönlichen Gedanken und Meinungen zur Sharing Economy? Wie glaubst du wird es der Sharing Economy in nächster Zeit ergehen?
Für mich ist die Entwicklung der Sharing Economy interessant, da ich schon 2003 mit Erento das Teilen begonnen habe. In den letzten zehn Jahren hat sich aber in dieser Nische viel getan. Früher war der Gedanke eher ‚Ich will etwas besitzen‘. Dagegen heute denken die Leute eher ‚Ich will etwas nutzen‘ und vor allem ‚Ich kann etwas nutzen‘. Ich denke, dass hier vor allem das Internet eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Internet ist es einfacher Sachen zu finden, so dass sich der P2P Bereich gut entwickeln konnte. Inzwischen kann man auch über Apps Dinge suchen und buchen, und vor allem: Anmieten und zurückgeben! Heute ist man viel flexibler und agiler in dieser Handlung. Man kann inzwischen sogar Elektronik für Autos, Drohnen, Kameras oder Playsations mieten. Es kommen immer mehr Dinge dazu, die man mieten kann. Das Verhältnis zu Besitz ändert sich einfach und somit auch die Mobilität und das Verhalten untereinander.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit und für Campanda!
Die hier wiedergegeben Aussagen stammen aus einem Gedächtnisprotokoll, basierend auf einem Telefoninterview vom 13.01.2017.
Bildquelle: Fotos sind von Campanda zur Verfügung gestellt
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